Hufrehe gehört zu den schmerzhaftesten orthopädischen Erkrankungen des Pferdes und ist eine diffuse, aseptische Entzündung der Huflederhaut, die meist beide Vorderhufe betrifft. Sie wird häufig durch komplexe Stoffwechselstörungen im Körper des Pferdes ausgelöst, wobei die krankhaften Veränderungen am Huf nur die lokale Manifestation der systemischen Störung sind.
Hufrehe kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, darunter starke Temperaturschwankungen, abrupte Futterumstellungen, hormonelle Veränderungen und Übergewicht. Besonders Kaltblüter, Ponys, fettleibige Pferde sowie Stuten und Hengste sind häufiger betroffen. Weitere Ursachen sind falscher Hufbeschlag, zu starkes Kürzen der Sohle oder Beschlag ohne ausreichende Zehenrichtung, was zu einer Übertragung des Abrollstoßes auf die Hufwand führt.
Hufrehe kann mechanisch-traumatischer Natur sein, etwa durch Überlastung, oder chemisch-toxisch, insbesondere durch eine übermäßige Zufuhr von Eiweiß, Kohlenhydraten oder verdorbenem Futter. Auch Futter wie Gerste, Roggen oder zuckerhaltige Lebensmittel sind häufige Auslöser.
Die klinischen Symptome der Hufrehe variieren je nach Stadium der Erkrankung. Typisch ist eine plötzliche, oft schwere Lahmheit, bei der das Pferd versucht, die schmerzenden Vorderhufe zu entlasten. Es nimmt eine typische Rehestellung ein, bei der die Vorderbeine weit nach vorne gestellt werden. In akuten Fällen tritt eine deutlich fühlbare Pulsation der Mittelfußarterien auf, die Hufkrone und die Zehenwand werden warm, und Schwellungen oder Einsinken der Hufkrone sind erkennbar.
Mit fortschreitender Erkrankung verlagert sich das Hufbein, was zu weiteren Verformungen des Hufs führen kann. Chronische Hufrehe zeigt sich durch eine breitere weiße Linie, faserige Strukturen und eventuell blutunterlaufene Bereiche. Das Hornwachstum ist besonders im Zehenbereich verstärkt.e
Der Zeitpunkt des Eingreifens ist entscheidend für den Behandlungserfolg. Idealerweise sollte die Behandlung bereits 4–5 Stunden nach den ersten klinischen Anzeichen beginnen. Zunächst muss die Fütterung optimiert werden – kleine Mengen Heu reichen aus. Eine ausgewogene Natrium- und Kaliumbilanz ist wichtig, da Kaliummangel zu Natriumüberschuss und hohem Blutdruck führt, was die Gefäße verengt. Kaliumchlorid (ca. 30 g/Tag) kann oral verabreicht werden, um diesen Effekt zu verhindern.
Wenn möglich, werden die alten Hufeisen entfernt und Kunststoffkeile unter die Hufe geklebt, um die Hufzehe zu entlasten und die Huftrachten anzuheben. So wird das Ziehen der tiefen Beugesehne am Hufbein verhindert. Ein Aderlass sollte von einem Tierarzt durchgeführt werden, der auch Medikamente gegen die akute Entzündung verabreichen kann.
Bei akuter Hufrehe ist das Pferd unverzüglich in eine Fachklinik für Pferde zu übergeben –
Hausmittel und Alternativmedizin am eigenen Stall verschlimmern die Situation unnötig.
Bei chronischer Hufrehe, die mit der Senkung oder Drehung des Hufbeins einhergeht, sind die Schäden oft irreversibel, insbesondere wenn die Neigung des Hufbeins mehr als 10° beträgt. Die Zerstörung des Hufbeinträgers führt zu einer verminderten Versorgung der keratogenen Zellen mit Sauerstoff und Nährstoffen, was minderwertiges Hufhorn zur Folge hat.
Chronisch betroffene Pferde zeigen oft eine auffällige Trachtenfußung und ein schnelles Hochschleudern der Hufzehe. Die Sohle verfärbt sich in vielen Fällen rot, bedingt durch Hämoglobinansammlungen im Bereich der Strahlspitze.
Ein wirksamer Rehebeschlag muss die Hufzehe entlasten und die Huftrachten anheben, um die tiefe Beugesehne zu schonen. Über Jahrhunderte hinweg wurden verschiedene Hufbeschläge entwickelt, doch diese Grundprinzipien sind bis heute unverändert. Markus Raabe und Tiffany Hild entwickeln für jedes Pferd einen individuellen orthopädischen Beschlag, der auf die spezifischen Anforderungen der Hufrehe abgestimmt ist.
Abschließend ist zu sagen, dass die Rehe im noch nicht chronischen Stadium heilbar ist – wenn Besitzer, Hufschmied und Tierarzt frühzeitig erkennen und handeln.